Der beste Rat, den Shawn Mendes jemals gegen sein Lampenfieber bekommen hat, kam von niemand Geringerem als Taylor Swift, als er 2015 mit ihr auf Tour war: „Denk einfach daran“, sagte sie, „jeder ist hier, um Spaß zu haben.“ Spaß? Ja, klar! Das Publikum war allerdings auch da, um Mendes’ Show zu sehen, seine Gefühle zu teilen und mitzuerleben, wie er dabei seine Seele offenlegte. „Wenn man etwas wirklich Aufrichtiges über Menschen schreibt, die einem wichtig sind, und über Ereignisse, die man durchlebt hat, dann ist das Letzte, was man will, diese tiefgreifenden Erfahrungen noch einmal durchleben zu müssen“, sagte Mendes 2018 in einem Interview mit Apple Music anlässlich der Veröffentlichung seines gleichnamigen dritten Albums. „Aber es sind gerade diese Songs, die Verbreitung finden und so Menschen erreichen.“ Und hierin liegt auch der Haken an der Sache. Emotional und ebenso leise, erhebend, ohne dass man den Eindruck hat, dass er etwas verbergen würde: Mendes ist einer der wenigen Künstler, denen es gelungen ist, sein Publikum nicht nur im Teen-Popbereich, sondern auch bei Adult Contemporary-Hörern für sich zu begeistern. Musikalisch verbindet er die Singer-Songwriter-Tradition mit den leichteren Aspekten von R&B und Dance Music. Er widersetzt sich dabei jeglichen Trends, indem er sie einfach ignoriert.Geboren im August 1998 in einem Vorort von Toronto und im Sternzeichen Löwe (selbstbewusst und optimistisch), startete Mendes seine Karriere, indem er sechs Sekunden lange Cover von Popsongs auf dem Video-Sharing-Portal Vine hochlud. Wie vor ihm auch schon Justin Bieber auf YouTube gelang ihm der Sprung von Coverversionen zu eigenen Songs, die seine Karriere ins Rollen brachten. Als Vorbild dienten ihm dabei Künstler wie John Mayer oder Ed Sheeran, also Superstars, deren Charme auch darin liegt, dass sie sich nicht wie Superstars präsentieren. Nach ein paar Jahren veröffentlichte Mendes dann 2015 mit großem Erfolg sein erstes Album „Handwritten“, ehe ein Jahr später bereits „Illuminate“ erschien. Ohne auf seine strahlende Aufrichtigkeit zu verzichten, die anfangs seinen Charme ausgemacht hatte, markierte er mit „Shawn Mendes“ den Übergang zu erwachseneren Themen wie Existenzängste und Sexualität. „Das Schwerste überhaupt ist, morgens aufzuwachen und sich zu sagen: ‚Ich bin heute ich, egal wie groß der Hit „Stitches“ war‘, erzählte Mendes Apple Music im Hinblick auf den Song, der ihm 2015 den Durchbruch brachte. „Am besten ignoriert man es und macht einfach weiter damit, etwas schreiben zu wollen, das klasse klingt. Das ist alles, was man tun kann.“