Kick ((Remastered))

Kick ((Remastered))

Gitarrist Tim Farriss führt uns Track für Track durch das Album, das INXS – und die moderne Popmusik – für immer veränderte. Mit genügend Einsicht und zeitlichem Abstand ist es einfach, die Karriere einer Künstlerin oder eines Künstlers unter kommerziellen und kreativen Aspekten zu analysieren und das Ganze in Schaffensperioden einzuordnen, die fließend ineinander übergehen. Für die betreffenden Künstlerinnen und Künstler stellen sich die Dinge wesentlich chaotischer dar, besonders wenn man dabei mitten in einem verrückten, weltumspannenden Aufwärtstrend steckt, wie ihn das australische Power-Pop-Phänomen INXS in der Zeit um die Veröffentlichung ihres fünften Albums „Listen Like Thieves“ im Jahr 1985 erlebte. „Jedes Album war für uns irgendwie eine eigene Ära, aber die Übergänge waren fließend“, erklärt Gitarrist Tim Farriss gegenüber Apple Music. „Wir tourten einfach bis zur Erschöpfung. Die Welt wusste auf jeden Fall, wer wir waren, und die Fans und die Öffentlichkeit im Allgemeinen gönnten uns den Erfolg. So etwa hat sich das für uns angefühlt und wir wussten, wo unsere Stärken liegen.“ Diese Stärken herauszuarbeiten – dieses beinahe übernatürliche Talent für stadiontauglichen, tanzbaren Pop-Rock basierend auf eleganten und im Studio ausgefeilten Grooves – stellte die Weichen für den Erfolg von „Kick“, dem mit weltweit 20 Millionen verkauften Einheiten und vier Top 10-Singles (allein in den USA) erfolgreichsten Album der Band. Als Produzent war wieder Chris Thomas dabei, das Songwriting erledigte Tims Bruder Andrew und Frontmann Michael Hutchence gefiel sich in seiner Rolle des strahlenden internationalen Sexsymbols immer besser. Damit die ausgefeilten Studio-Grooves mit dem Spielgefühl einer Live-Band mit beinahe zehn Jahren gemeinsamer Tourerfahrung verschmelzen konnten, fanden die Proben für die neuen Songs im legendären Sydney Opera House statt. „Wir fühlten uns wie Touristen“, erinnert sich Farriss. „Alles hatte eine Aura der Begeisterung und des Aufbruchs, gleichzeitig steckten wir natürlich im Auge des Orkans, um das alles herumwirbelt. Wenn ich zurückblicke, frage ich mich, wie wir das alles geschafft haben. Ich weiß nicht mal, warum wir noch leben.“ 33 Jahre nach dem Erscheinen des wichtigsten und langlebigsten Albums seiner Band erzählt Farriss im Anschluss die Hintergrundgeschichten zu jedem einzelnen Song. Guns in the Sky „Ich habe meinem damals sechsjährigen Sohn eine Miniaturversion einer Flying-V-Gitarre gekauft, und die hatte ich zufällig im Studio dabei. Ich habe damit herumgeblödelt und das Ding an meine Marshalls angeschlossen. Als es dann Zeit wurde, das Solo von ‚Guns in the Sky‘ einzuspielen, habe ich sie mir geschnappt und es einfach drauf ankommen lassen, die Saiten ließen sich sehr stark dehnen. Für mich war das immer eine echte Zwickmühle, weil sich das Solo auf einer normalen Gitarre kaum spielen lässt und ich andererseits ja nicht die Gitarre mit auf Tour nehmen konnte, die ich meinem Sohn zum Geburtstag geschenkt habe.“ New Sensation „Gesangstechnisch hatte Michael diesen Song von Anfang an total drauf, während er an einigen der anderen sogar noch im Studio weiterarbeitete.“ Devil Inside „Wir probten den Song und als wir zum Refrain kamen, habe ich vorgeschlagen, ihn einfach nur zu flüstern, und Michael ist dazu ‚The Devil inside, devil inside‘ eingefallen. Das Arrangement des Songs machte ihn für uns interessant – zum Refrain hin nimmt die Dynamik ab, was natürlich nicht üblich ist.“ Mediate „Die Aufnahmen zu ‚Kick‘ waren insgesamt ziemlich spaßig und aufregend – und wir wussten das. Nach der Hälfte der Aufnahmen legten wir eine Pause ein, weil Chris meinte: ‚Wir haben ein halbes Album. Andrew und Michael, zieht los und schreibt zusammen. Ihr wisst, was wir bis jetzt haben und in welche Richtung sich der Sound entwickelt. Kommt mit dem zurück, was eurer Meinung nach dem Album fehlt.‘ Das hier ist ein Ergebnis davon – typisch Michael. Den Text für diesen Song hat Michael fast komplett im Studio geschrieben.“ The Loved One „Der Song hat mir großen Ärger eingebrockt. Chris sagte: ‚Wir brauchen etwas, das sich vom Rest des Albums unterscheidet. Vielleicht einen Coversong oder etwas Vergleichbares. [Im Jahr 1981] hatten wir bereits ‚The Loved One‘ von einer Band namens The Loved Ones gecovert. Das spielte ich Chris mit den Worten ‚Das ist das einzige Cover, das wir je aufgenommen haben‘ vor. Und er meinte: ‚Toll, lass uns den noch mal aufnehmen.‘ Plötzlich schauten alle mich an und sagten: ‚Nein, das haben wir schon mal gemacht.‘ Aber wir sind alle durch das jahrelange Touren so viel besser geworden, dass wir diesmal einiges anders angingen. The Loved Ones waren auch total aus dem Häuschen, weil der Song schon zum zweiten Mal auf einem erfolgreichen Album auftauchte. Bei den Aufnahmen zu ‚Full Moon, Dirty Hearts‘ im Jahr 1993 haben wir uns noch mal einige dieser ganz frühen Songs vorgenommen und sie neu eingespielt. Irgendwann sollte ich mal nach diesen Aufnahmen suchen.“ Wild Life „An diesen konkreten Song kann ich mich kaum erinnern, ich weiß aber noch, wie viel Spaß uns die Aufnahmen gemacht haben. Der Song ist typisch für uns: Obwohl im Wesentlichen Michael und Andrew den Song geschrieben haben, bleibt es doch in der Art, wie es gespielt ist, eine vollkommene Zusammenarbeit der gesamten Band. Jeder von uns hat ein paar Passagen geschrieben.“ Never Tear Us Apart „Andrew hatte die Idee mit der Ballade, und wir spielten die Streicher mit einem Emulator ein. Außerdem hatte ich meine Lieblings-Telecaster dabei, was für mich eine tolle Sache war, weil nur meine Gitarre auf dem Track zu hören ist – denn jeder in der verdammten Band konnte Gitarre spielen. Ich hatte das Glück, auf zwei Tracks die einzige Gitarre einzuspielen.“ Mystify „Auch bei diesem Song spielte Andrew den Keyboard-Part. Irgendwie ist das ein klobiger, alter Piano-Song. Ich weiß noch, dass sie ziemlich genau wussten, wo sie damit hinwollten und dass Michael den Refrain total liebte. Ich erinnere mich, wie es vom Refrain in die Strophe überging und einfach abging. An irgendeinem Punkt wollte Kirk [Pengilly] wohl mal einen Saxofon-Part einbringen. Andererseits hat er auf dem Song eine richtig starke Rhythm-Guitar-Line und wie ich ihn kenne, hat er sich wohl gedacht: ‚Beides kann ich auf der Bühne nicht spielen, also spiele ich nur eines von beiden.‘ Kirk war nämlich extrem darauf versessen, alles, was er im Studio einspielte, auch live umsetzen zu können.“ Kick „Wir alle sind mit dem Sound von Motown aufgewachsen und Michael wollte unbedingt so ein Motown-Feeling vermitteln. Hier haben wir auch eine große Bläsersektion draufgelegt. Ich denke, wir wussten schon ziemlich genau, dass das Album ‚Kick‘ heißen würde. Vielleicht haben wir den Song geschrieben und einfach beschlossen, dass dies ein großartiger Albumtitel ist.“ Calling All Nations „Ich liebe diesen Song einfach! Zu jener Zeit trugen wir immer riesige Videokameras mit uns herum – damals waren die einfach größer – und nahmen damit persönliche Momente und so was auf. Ich habe die persönlichen Tapes der Jungs aus dieser Zeit zusammengeschnitten und es ‚For Your Eyes Only‘ genannt. Ich weiß nicht, wie man an eine Kopie herankommt, aber ‚Calling All Nations‘ war eines der wesentlichen musikalischen Elemente, mit dem ich alles unterlegte, weil er einfach mein Lieblingssong ist. Am Ende lief sogar die Tour unter dem Titel ‚Calling All Nations‘ – das war eine offene Einladung zum Partymachen.“ Tiny Daggers „Ich denke, die Aufnahmen für diesen Song dauerten wahrscheinlich zwei Tage. Das ist verhältnismäßig schnell für uns. Auf Tour haben wir außerdem die letzten drei Songs des Albums immer hintereinander weg gespielt, daher hat das Ganze einen Schlussspurt-Charakter. Wir hatten geglaubt, nach der ‚Listen Like Thieves‘-Tour wären wir erschöpft gewesen, aber nach dieser Tour waren wir richtig erschöpft.“

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