Divinely Uninspired To A Hellish Extent

Divinely Uninspired To A Hellish Extent

„Nichts fühlt sich besser an als die erste Minute, nachdem du einen guten Song geschrieben hast“, erzählt Lewis Capaldi im Interview mit Apple Music. „Ich hasse es, im Studio zu sitzen, weil du dort etwas, das du liebst, erst einmal ruinierst und dann hart daran arbeiten musst, diese Liebe wiederherzustellen.“ Wer den schottischen Singer-Songwriter kennt, und sei es nur von Twitter, der weiß, dass er ein Pop-Star ohne Allüren ist. Dies ist nur einer der Züge, die Capaldi mit Herzschmerz-Chronistin Adele teilt. Sein Debütalbum löst die Versprechen von Singles wie „Bruises“ und „Someone You Loved“ ein: Es ist eine mutige und zeitlose Trennungsplatte, deren mächtige Balladen mit Sicherheit nur wenige Studiotricksereien nötig hatten. Capaldi beschreibt das in dieser Track-by-Track-Übersicht zwar etwas anders – aber wir melden unsere Zweifel an. „Grace“ „Ich habe mir wegen der Reihenfolge der Tracks nicht die Nächte um die Ohren geschlagen. Ich wollte ‚Grace‘ als Opener, weil er sofort losgeht: ein Klavierakkord und schon setzt mein Gesang ein. Ich wollte kein langes Intro. So gern ich behaupten würde, dass dies eine künstlerische Entscheidung war… wir schreiben das Jahr 2019 und du musst heute sofort mit dem Refrain loslegen. So erwischt es den Hörer auf den ersten Schlag: Hier ist ein verdammtes Album!“ „Bruises“ „Der Erfolg von ‚Bruises‘ hat mich geschockt. Es ist der erste Song, den ich über persönliche Erfahrungen geschrieben habe. Schon komisch, dass ich mit einem Mann namens James Earp in ein Zimmer gehen musste, um mir meiner eigenen Gefühle bewusst zu werden. Ich hatte mich gerade nach zwei Jahren von meiner ersten richtigen Freundin getrennt und musste mich daran gewöhnen, wieder allein zu sein. Es fühlte sich sehr seltsam an, wieder solo zu sein. Ohne diesen Song wäre ich jetzt arbeitslos und würde in Unterwäsche vor der PlayStation sitzen.“ „Hold Me While You Wait“ „Ich liebe diesen Song, aber es hat sehr lange gedauert, bis er funktionierte. Er ist vermutlich mein zweitliebster Favorit auf dem Album und natürlich wieder sehr traurig. Er handelt davon, mit jemandem in einer Beziehung zu sein, der mich nicht sonderlich mag. Sie wollte raus, tat sich aber aus irgendeinem Grund wahnsinnig schwer damit, eine Entscheidung zu treffen. Und für mich war das seltsamerweise okay. Heute weiß ich, dass es bescheuert war. Wenn jemand nicht mit dir zusammen sein will, mach Schluss. Danach schreibst du vermutlich ein Album darüber.“ „Someone You Loved“ „Ein Smash-Hit, allerdings nur im Vereinigten Königreich. Es ist der letzte Song, den ich für das Album geschrieben habe. Ich konnte einfach nicht noch mehr Lieder über die Trennung von einem Mädchen schreiben, für das ich null Gefühle mehr hegte. Ich traf mich mit den Jungs von TMS [das Londoner Songwriter- und Produzenten-Team Tom ‚Froe‘ Barnes, Ben Kohn und Peter ‚Merf‘ Kelleher] und einem Typen namens RØMANS [Songwriter Sam Roman] und habe ihnen den Song erklärt, aber auch gesagt, dass ich nicht schon wieder über mein Liebesleben singen will. Sie haben mir eine andere Möglichkeit aufgezeigt. In den letzten paar Jahren sind einige Leute aus meiner Familie gestorben. Und es gibt Menschen, mit denen ich nicht mehr spreche. Ich wollte über Verlust schreiben, darüber, jemanden zu verlieren, ohne dass es um eine Beziehung geht. Die Bedeutung sollte möglichst offenbleiben.“ „Maybe“ „Ein weiterer Nachzügler. Anfänglich gab es ein Klavier, das sehr an ‚Stay With Me’ oder ‚I’m Not the Only One’ von Sam Smith erinnerte. Es klang cool, aber was macht es für einen Sinn, wenn diese Songs schon so große Hits waren? Wir wollten ein neues Element einbringen und das war die Gitarre. Das gibt dem Song einen Midtempo-Vibe, den du so vorher auf der Platte nicht hörst. Und danach läuft wieder das reguläre Programm.“ „Forever“ „Der Song handelt von einem fiktiven Treffen. Ich habe mir vorgestellt, was ich zu einem Mädchen sagen würde, mit dem ich vor anderthalb Jahren Schluss gemacht habe und dem ich eines Nachts betrunken über den Weg laufe. Und wir haben kein Problem mehr miteinander. Das ist die Sache mit diesem Album: Es sollte nie eine Trennungsplatte werden. Tatsächlich war es ziemlich seltsam, über diese Person zu sprechen, die ich überwunden habe und mit der ich heute befreundet bin. Und sie hat überhaupt kein Interesse mehr an mir. Aber es gibt keinen Song auf dem Album, mit der Message: ‚Du hast mir das hier angetan, du bist ein schrecklicher Mensch.‘“ „One“ „Ich wollte ein Liebeslied schreiben, aber natürlich sollte es zur Stimmung des Albums passen. Es musste also negativ klingen. Ein Freund zeigte mir ein Gedicht, in dem ein Typ dem Ex-Freund seiner Freundin dankt, weil er mit ihr Schluss gemacht hat. Ich hielt das für ein cooles Konzept. Es hat mich an ‚When I Was Your Man‘ von Bruno Mars erinnert und daran, wie er sich für sein Verhalten gegenüber seiner Ex entschuldigt. In meinem Song sage ich also die romantischste Sache, die ich mir vorstellen kann, so unromantisch wie es nur geht: ‚Gott sei Dank bist du solo.‘“ „Don’t Get Me Wrong“ „Ein Song, den ich mit meinem Freund Jamie Hartman geschrieben habe. Wir hatten zu dem Zeitpunkt bereits ‚Hold Me While You Wait’ zusammen geschrieben und haben uns gefragt, wie wir Abwechslung reinbringen könnten. Ich hatte noch keinen Song im Walzertakt und Jamie schlug vor, es auszuprobieren. Das Lied handelt davon, in einer Beziehung zu sein – wie ihr merkt, habe ich nur einen Trick im Ärmel – und von dem Gefühl, dass es schlimmer ist, allein zu sein, als in einer kränkelnden Beziehung.“ „Hollywood“ „Mit Abstand der beste Song des Albums. Er ist deutlich schneller als der Rest der Platte. Und er klingt fröhlich, ist aber das absolute Gegenteil, nämlich sehr deprimierend. Es geht darum, wie ich zum ersten Mal zum Schreiben nach Los Angeles geflogen bin. Ich erzähle meiner Ex-Freundin von einer unkomplizierteren Zeit in meinem Leben, in der ich keine anderen Sorgen hatte, als in den Pub zu gehen und mich nicht zum Idioten zu machen. Ich habe die Zeit in L.A. geliebt, aber mir entglitten ein bisschen die Zügel und ich bin auf dumme Ideen gekommen. Mein Manager hasst dieses Lied. Es wird deshalb wohl nie eine Single.“ „Lost on You“ „Das war der erste Song der Sorte ‚Wir haben uns getrennt, aber das ist okay‘. Ich wollte, dass sie jemanden anderen hat, der sich um sie kümmert, weil ich viel unterwegs und mit der Musik beschäftigt war. Ich wollte, dass sie all die Dinge fühlt, die sie sich wünscht.“ „Fade“ „Bevor ich ‚Hollywood‘ geschrieben habe, war dies wahrscheinlich mein Favorit. Meine Stimme klingt hier am besten. Ich habe den Song mit Malay geschrieben, der auch mit Frank Ocean gearbeitet hat. Er war die Nummer eins, als ich gefragt wurde, mit wem ich gern zusammenarbeiten würde, aber es schien sehr unrealistisch. Wir kontaktierten ihn nach ‚Bruises‘ und innerhalb einer Woche waren wir in New York und der Song schrieb sich quasi von selbst. Mit jemandem zu arbeiten, den man so bewundert, ist meiner Ansicht nach immer gefährlich. Aber Malay ist einfach ein supernetter Typ und unglaublich einnehmend.“ „Headspace“ „Weil sich ‚Fade‘ wie eine Erfüllung all meiner Träume anfühlt, muss ‚Headspace‘ danach kommen und das Album abschließen. Ich habe den Song mit 17 geschrieben, ein kleiner, pummeliger Teenager, der in seinem Zimmer Gitarre spielt und keine Ahnung hat, was bald mit ihm passieren wird. Wäre das Ganze hier ein Film, würde er hier enden. Er würde mit dem Anfang enden.“

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