Carl Orff war ein bahnbrechender Musikpädagoge, der seinen Ruf mit der „Carmina Burana“ (1936) begründete, einer szenischen Kantate, die auf 24 mittelalterlichen Gedichten über die Verlockungen von Lust, Völlerei und Reichtum basiert. Der 1895 in München geborene Orff erlangte 1914 seinen Abschluss an der Münchner Akademie. Ein Jahrzehnt später war er Mitbegründer einer Schule, an der er sein „Orff-Schulwerk“ entwickelte, ein einflussreiches musikpädagogisches Konzept, das seine speziell entworfenen Schlaginstrumente mit Improvisation, Tanz und Gymnastik kombinierte. Mit der „Carmina Burana“ etablierte er ein raues, rituelles Idiom, das von Volksmusik und Igor Strawinsky gleichermaßen beeinflusst war. Orff schrieb zwei weitere Kantaten, „Catulli Carmina“ (1943) und „Trionfo di Afrodite“ (1953), die gemeinsam eine Trilogie bilden. Dazu kamen mehrere Werke nach dem Vorbild der griechischen Tragödie, etwa „Antigonae“ (1949), „Oedipus der Tyrann“ (1959) und „Prometheus“ (1968). Seit seinem Tod 1982 in München hat sich sein primitivistischer Stil im öffentlichen Bewusstsein verankert.