Als das Video zu „This Love“ von Maroon 5 im Jahr 2004 bei MTV auf Rotation ging, zensierte der Musiksender zwei Worte: Nämlich „Coming“, wie in der Zeile „Keep her coming every night“, und „Sinking“, wie in „Sinking my fingertips into every inch of you“. Das geschah natürlich nicht, weil diese Worte an sich anstößig wären, sondern hinsichtlich des Kontexts. Selbst bei wohlwollender Betrachtung war dies für einen Song, der so ungeheuer eingängig war, nicht jugendfrei genug. Dieser Vorgang war auf gewisse Weise schon ein Präzedenzfall: Selbst nachdem sie zu Megastars geworden waren, hatten Maroon 5 sich immer einen Sinn für Schärfe und Sexualität bewahrt, der mit ihrem Bekanntheitsgrad unvereinbar scheint. Sie brachten das Schlafzimmer in den Lebensmittelladen. Gleichzeitig gelang es ihnen als einer der wenigen Mainstream-Bands des 21. Jahrhunderts, in der klassischen Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang mit den Neuerungen Schritt zu halten, die durch elektronische Musik und Hip-Hop aufkamen.Die Band gründete sich in den frühen 2000er-Jahren in Los Angeles. Ihre Mitglieder waren schon seit der Highschool befreundet und hatten bereits 1994 die Band Kara’s Flowers gegründet. Von ihr erschienen zwei Alben, auf denen sie stilistisch andere Wege als auf ihren späteren Veröffentlichungen beschritten. Durch das erwachte Interesse ihres Sängers Adam Levine an der Musik und der Kultur des Hip-Hop integrierten sie dann auch neue Einflüsse. Ihr 2002 veröffentlichtes Debütalbum „Songs About Jane“ entfaltete seine Wirkung langsam, und es sollte zwei Jahre dauern, bis es das obere Ende der Charts erreichte. Die Band tourte danach unermüdlich und entwickelte sich musikalisch mit dem 2007er-Album „It Won’t Be Soon Before Long“ in Richtung Soul und eines durch Prince inspirierten Pop-Rock. Auf „Hands All Over“ fügten sie dem 2010 noch einen stärkeren Hochglanz-Touch und mehr Power hinzu. Ein Jahr später wurde Levine auch Coach in der US-Ausgabe von „The Voice“. Dies machte nicht nur ihn zur Berühmtheit, sondern verhalf auch der Band zu noch mehr Bekanntheit. Mit den Alben „Overexposed“ (2012), „V“ (2014) und „Red Pill Blues“ (2017) bauten sie diese weiter aus. Nach 16 Staffeln verließ Levine 2019 seinen Coach-Sessel bei „The Voice“, allerdings erhielten Maroon 5 im selben Jahr mit einem Auftritt in der Halftime-Show des Super Bowls den ultimativen Ritterschlag in der US-amerikanischen Musikszene.