Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt

APPLE BOOKS-REZENSION

Mhairi McFarlane im Interview: „Sie ist ein Paradebeispiel für mein Leitmotiv: eine Heldin, die sich ihre Grube selbst gräbt. Ich meine, sie küsst einen Mann am Tag seiner Hochzeit. Das fand ich spannend, eine Situation zu nehmen, in der jeder automatisch denkt: ‚Oh mein Gott, sie muss die schlechteste Person der Welt sein.‘ Und dann gehe ich der Sache auf den Grund und zeige, wie es dazu kam. Durch den Hintergrund und im Kontext merkst du dann, okay, es war vielleicht keine Glanzleistung von Edie, aber sie ist einfach keine, die so etwas absichtlich machen würde. Ich liebe die moralische Komplexität daran.

Ich finde auch Diskussionen langweilig, in denen eine Person ganz klar recht hat und die andere nicht. Ich mag das realistische Durcheinander, das unser Leben meist ist. Ein wirklich schönes neues Element in diesem Buch ist, dass im Zeitalter der sozialen Medien alle denken, sie wüssten alles über das Leben der anderen. Ich mag die Idee ganz gerne, dass Edie eine Version ihrer selbst im Internet erfindet. Das geht vielen von uns zu einem gewissen Maße so, denke ich. Und durch ihr eigenes Verhalten bricht alles in sich zusammen. Sie bringt ihr eigenes Leben zum Einstürzen. Dieselben Werkzeuge, die sie genutzt hat, um gut dazustehen, sind plötzlich gegen sie gerichtet, weil sie jetzt die Böse ist.

Ich mag es total, über Heldinnen zu schreiben, die alles vermasseln. Denn das tun wir alle. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückschauen – in wie vielen blöden Situationen waren wir, für die wir wirklich nichts konnten? Wo wir nichts falsch gemacht hatten? Ich meine, so etwas passiert einfach nicht, oder?

Ich liebe dieses Buch, weil es immer noch Leute gibt, die es für sich entdecken. Als es herauskam, wurde nicht viel Aufhebens darum gemacht. Aber die Leute lesen es immer noch, Jahre nachdem es erschienen ist. Dummerweise habe ich es auch noch mit einem offenen Ende geschrieben. Für mich war es überhaupt nicht offen. Aber weil ich mich dazu entschied, dieses eine Stück Dialog nicht zu schreiben, wurde ich online über die Jahre richtig bedrängt. Gerade laufen Gespräche mit wirklich guten Produzenten – innerlich platze ich vor Aufregung. Wer weiß, vielleicht sehen wir es eines Tages auf Leinwand.“