Spannung - der Unterleib der Literatur Spannung - der Unterleib der Literatur

Spannung - der Unterleib der Literatur

Schreibratgeber

    • 4,3 • 3 Bewertungen
    • 5,99 €
    • 5,99 €

Beschreibung des Verlags

Spannend möchten alle Autoren schreiben. Die Leser sollen im Buch versinken und erst wieder auftauchen, wenn das Wort ENDE erreicht ist. Doch wie schreibt man spannend?



In diesem Buch finden Sie:

- welche Spannungstechniken Erfolgsautoren wie Zoé Beck, Rebecca Gablé oder Nika Lubitsch verwenden

- wie Sie die Spannung steigern können

- Checklisten, um Ihre Texte auf Spannung zu prüfen

- Interviews mit Bestsellerautoren wie Andreas Eschbach

- ein Lexikon mit Fachbegriffen, die Autoren kennen sollten

- Techniken, die die Spannung erhöhen

- welche Fallen Sie im Text vermeiden sollten

GENRE
Gewerbe und Technik
ERSCHIENEN
2016
16. November
SPRACHE
DE
Deutsch
UMFANG
232
Seiten
VERLAG
Books on Demand
GRÖSSE
2
 MB

Kundenrezensionen

Unabhängig ,

Gute Empfehlungen, aber nicht nur gute

Zum Inhalt: Herr Roentgen bringt einige wertvolle Hinweise und Beispiele, auch wenn manches selbstverständlich erscheint, schadet die Erwähnung auch dieser eher tricialen Hinweise nicht.

Allerdings bringt Herr Roentgen auch einige Änderungs- und Kürzungsvorschläge, welche aus aus meiner Sicht die Beispieltexte verschlechtern, entweder die Spannung mindern oder Tiefe rauben.
Nur ein Beispiel: Beim Text „Regenzeitversuchung“ schlägt Herr Roentgen vor, Gedanken der Tochter über ihre Mutter zu streichen, weil er sie als „Überflüssiges“ bewertet.
Allerdings wirkt eine Tochter, die (nach dem Streichen der Gedanken) sich nur/hauptsächlich mit ihrer eigenen Befindlichkeit befasst, unreifer und die Geschichte flacher. Auch die indirekte Charakterisierung der Mutter als Objekt der Reflexion wird durch die Streichung schwächer. Der Autor kommentiert seinen Kürzungsvorschlag mit : „Der Leser will sie (die Geschichte) erleben und keine Kommentare der Ich-Erzählerin lesen, die die Geschichte bremsen.“
Für einige Leser mag zutreffen, dass sie diese Gedanken nicht lesen wollen. Als Bremse werden sie jedoch nur von denjenigen empfunden, die reflektierende Charaktere nicht schätzen, für andere sind reflektierende Charaktere Teil des Lese-Erlebnisses. Die Gedanken der Erzählerin sind auch keine „Kommentare“ oder Erklärungen für den Leser, sondern das innere Erleben der Erzählerin.
Waren in dem Auszug aus der „Regenzeitversuchung“, die Gedanken der Tochter so selbstverständlich und universal, dass der Leser sie aus der Situation hätte schließen können? Nein: Andere Töchter hätten sich nicht für die Gefühle der Mutter interessiert und auch Mütter, bei denen andere Gefühle vorherrschen, gibt es genug.

Der Autor vertritt außerdem die Auffassung: „Und wenn etwas schiefgehen kann, lassen Sie es schiefgehen. Ihre Leser werden Sie deshalb hassen. Wie kann der Autor bloß so gemein sein! Aber sie werden weiterlesen. Und nur darauf kommt es an.“ Ich kann nicht für die Mehrheit der Geschichten/Roman/Novellen-Leser sprechen. Allerdings hat mich schon oft eine unnatürliche/große Häufung von Schwierigkeiten vom Weiterlesen abgehalten. Ich fand diese Häufungen zu unrealistisch und auch die einzelnen Schwierigkeiten waren - durch die vermutlich verzweifelte Suche der Autoren nach mehr Konflikten/Schwierigkeiten - in sich zu unrealistisch. Dazu kommt, dass mit zu vielen Konflikten, meist anderes im Buch verloren geht, wie gute Charakterisierungen des Ortes, der Gesellschaft etc. und ganz ehrlich: Ich bin auch kein Masochist, was zu sein Herr Roentgen immer wieder und worrtwörtlich allen Lesern unterstellt.
Ich bevorzuge Bücher, deren Autoren die Kunst beherrschen, eine geringe, realistische Anzahl (zumindest halbwegs) realistischer Konflikte und Probleme spannend zu inszenieren und mit Atmosphäre und Tiefe und manchmal sogar Witz darzustellen. Diese Autoren haben es nicht nötig, die Spannung durch akkumulierte oder übertriebene Schwierigkeiten künstlich aufzubauschen. Ich weiß nicht, ob man mit Herrn Roentgens Empfehlung den Massengeschmack eher trifft oder ob diese - von Schreibratgebern oft proklamierte - Maximierung der Konflikte eher eine Modeerscheinung ist. Mich nervt sie gewaltig und ist einer der Gründe, warum ich kaum amerikanische Bücher lese und auch einige europäische Autoren meide.

Das Buch erklärt auch nicht klar, was Spannung eigentlich ausmacht, also ein emotionales Mitfiebern mit dem Protagonisten aber auch eine intellektuelle Neugier. Anders ausgedrückt, fühlt der Leser mit dem Protagonisten und hofft, dass es ihm gut geht und will gleichzeitig wissen, was genau ihm geschieht und wie sich die Situation auflöst. Der zweite Aspekt, die intellektuelle Neugier, bezieht sich aber nicht nur auf die Elemente des Spannungsbogens sondern auch auf den Ort und die Zeit/Epoche des Geschehens, die Gesellschaft, in welcher der Protagonist lebt, technische Besonderheiten der (realen oder erfundenen) Welt und anderes, bei einigen Lesern sogar auf die verwendete Sprache.
Auf diesen Aspekt geht Herr Roentgen nicht näher ein. Dennoch ist es gerade diese Neugier, die zusätzlich zum eigentlichen Spannungsbogen der Geschichte, Leser bei der Stange hält. Ich vermute, dass der Gedanke der Konflikt-Maximierung daher kommt, dass viele Schreibratgeber diesen Aspekt vergessen - weshalb es auch viele Autoren tun. Die Geschichten sind dann aktionsreich und dennoch irgendwie inhaltsarm.

Aus meiner Sicht lohnt sich Herrn Roentgens Buch nur, wenn man es sehr kritisch liest und seine Vorschläge prüft.

Zum Aufbau des Ratgebers: Die Originaltexte und die Überarbeitungen stehen weit auseinander, so dass man ständig blättern muss. Hier wäre eine andere Anordnung hilfreicher. Beispielsweise könnte man bei der Diskussion der Änderungen, die Passagen der Originaltexte wiederholen. Eine Möglichkeit dafür wäre eine Tabelle, die Original und Überarbeitung passagenweise nebeneinander stellt. Auch eine „Überarbeitungsdarstellung“ wie in einer Textverarbeitungssoftware wäre denkbar: Die gestrichenen Passagen werden als durchgestrichen dargestellt, neu eingefügte Passagen durch den Schriftsatz ausgezeichnet (andersfarbig oder fett).

Mehr Bücher von Hans Peter Roentgen

Vier Seiten für ein Halleluja Vier Seiten für ein Halleluja
2009
Drei Seiten für ein Exposé Drei Seiten für ein Exposé
2010
Schreiben ist nichts für Feiglinge Schreiben ist nichts für Feiglinge
2013
Was dem Lektorat auffällt Was dem Lektorat auffällt
2019
Klappentext, Pitch und anderes Getier Klappentext, Pitch und anderes Getier
2018
Badische Grabschäufele: 22 Krimis, 22 Rezepte Badische Grabschäufele: 22 Krimis, 22 Rezepte
2015