Fang des Lebens

Leinen los! Der Winter ist über Rhode Island hereingebrochen, und die Schiffe der "Hummerflotte" stechen von Point Judith aus in See. Grant Moore, einer der erfolgreichsten und erfahrensten Kapitäne in Neuengland nimmt mit seiner Besatzung Kurs auf die nördlichen Fanggründe. Dieser Teil des Atlantiks gilt unter Seeleuten als besonders gefährlich. Über 400 Kilometer müssen die Männer mit ihrem Fangboot zurücklegen, um das Gebiet zu erreichen, was beim aktuell vorherrschenden rauen Wellengang hohe Risiken birgt. Abgesehen davon ist diese Saison für den routinierten Captain etwas ganz Besonderes, denn zum ersten Mal ist auch sein 21-jähriger Sohn John mit an Bord.

Eisige Winde peitschen mit über 60 Stundenkilometern über den Nordatlantik, während Kapitän Keith Chasse und seine Besatzung im Hafen von Point Judith bis zum Umfallen schuften. Auf der letzten Fahrt hatte ein sechs Meter hoher Wellenbrecher mehrere Hummerfallen quer übers Deck der "Captain Bligh" gespült. Die Mannschaft blieb zwar unbeschadet, doch das Schiff hatte bei dem heftigen Seegang einiges abbekommen. Jetzt müssen die Männer mit Hochdruck daran arbeiten, das Boot wieder seetauglich zu machen, denn ein Großteil ihres Fanggeräts liegt noch auf dem Meeresgrund.

Eisige Temperaturen und meterhohe Wellen machen Kapitän Moore und seiner Besatzung, die zur unwirtlichsten Zeit auf dem Atlantik kreuzen, das Leben schwer. Gegen Ende der Fangsaison zeigt sich die Natur vor der Küste Neuenglands noch einmal von ihrer bedrohlichen Seite. Die Besatzung der "Direction" kann sich bei Windstärke 8 nur mühsam an Deck halten. Trotzdem lassen sich die Männer auf ihrem Fangboot nicht unterkriegen und schuften in unvermindertem Tempo weiter. Jeder einzelne Hummer, den sie im Endspurt noch aus dem Ozean ziehen, bringt ihnen im Hafen schließlich bares Geld. Auf der "Excalibur" hingegen zerbricht sich Kapitän Joel Hovanesian den Kopf, wie die für ihn und seine Crew unglücklich verlaufene Saison doch noch zum lohnenden Geschäft werden könnte. Makrelen-Schwärme in der Nähe des Festlandes bringen den Skipper dann endlich auf eine Idee.

Es ist vier Uhr morgens: 160 Kilometer südöstlich von "Point Judith" kämpfen sich die Seeleute auf der "Captain Bligh" durch die Korbreihen. Die Schicht an Deck dauert nun schon 22 Stunden und noch ist kein Ende abzusehen. Die Männer sind Müde und abgekämpft, doch Keith Chasse, der junge Skipper auf dem Fangboot, hat keine Wahl. Bis dato hat seine Crew Hummer im Wert von rund 2000 Dollar gefangen. Das reicht gerade, um das Benzin und den Köder zu bezahlen. Wenn sich die Ausfahrt lohnen soll, muss die Mannschaft noch einige Stunden weiter schuften.

Die Ausbeute der Hummer-Fischer ist bis dato alles andere als zufrieden stellend. Die Fangzahlen sind so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Auf den Schiffen wird die Existenzangst der Männer immer größer. Die Nerven aller liegen blank. An Bord der "Courtney Elizabeth" eskaliert die angespannte Stimmung in einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Kapitän Tim Handrigan und seinem Bootsmann Luke. Auge in Auge stehen sich die beiden Streithähne auf dem Deck gegenüber. Nur mit Mühe gelingt es schließlich dem erfahrenen Skipper, seine Besatzung wieder geschlossen hinter sich zu bringen.

Vor der Küste Neuenglands braut sich etwas zusammen. Die Flugzeuge der Küstenwache warnen die Fangboote der Hummerflotte vor orkanartigen Windböen und meterhohen Wellen. Dieses Szenario erinnert Kapitän Tim Handrigan schmerzlich an ein fürchterliches Unwetter, das vor vielen Jahren über sein Schiff hereinbrach. Damals entkamen er und die Crew der "Courtney Elizabeth" nur knapp einer Katastrophe, denn das besagte Unwetter ging als Jahrhundertsturm "Grace" in die Geschichte ein. Bei diesem verheerenden Hurrikan kamen unter vielen anderen auch sechs Besatzungsmitglieder des Schwertfischerbootes "Andrea Gail" ums Leben. Das Schicksal der Seeleute wurde anschließend in einem Hollywood-Blockbuster mit George Clooney verfilmt. Auf eine solche postmortale "Ehrung" wollen Tim Handrigan und sein Männer gerne verzichten und treffen deshalb alle Vorsichtsmaßnahmen.