Ein fröhlicher Bursch: Eine Erzählung Ein fröhlicher Bursch: Eine Erzählung

Ein fröhlicher Bursch: Eine Erzählung

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Description de l’éditeur

Der Schnee fiel langsam in großen, nassen Flocken; er arbeitete sich den Schlittenberg hinan, um links in den Wald einzubiegen; nie zuvor, weder im Winter noch im Sommer, war er den Schlittenberg hinangegangen, ohne an etwas zu denken, was ihn fröhlich stimmte, oder wonach er sich sehnte. Jetzt war es ein toter, schwerer Weg; er glitt aus in dem feuchten Schnee. Die Knie waren ihm steif, entweder vom gestrigen Tanz oder von der Unlust; jetzt fühlte er, daß es mit dem Schlittenfahren für dieses Jahr vorbei sei, und damit für immer. Nach etwas anderm sehnte er sich, wie er da so zwischen den Baumstämmen dahinging, wo der Schnee lautlos fiel. Ein aufgescheuchtes Schneehuhn schrie und flatterte einige Schritte vor ihm auf, sonst stand alles da, als wartete es auf ein Wort, das nie gesagt wurde. Aber was es war, wonach es ihn verlangte, wußte er selber nicht deutlich; es war keine Sehnsucht nach Hause oder in die Ferne, weder nach Lustbarkeit noch nach Arbeit; es war etwas, das wie ein Lied geradeswegs zum Himmel aufsteigt. Allmählich nahm es die Gestalt eines bestimmten Wunsches an, nämlich im Frühling konfirmiert zu werden und bei der Gelegenheit Nummer eins zu sein. Das Herz klopfte ihm, als er daran dachte, und ehe er noch des Vaters Axt in den zitternden Bäumchen zu hören vermochte, erfüllte ihn dieser Wunsch mehr als irgend etwas seit seiner Geburt.

Der Vater sagte wie gewöhnlich nicht viel zu ihm; sie schlugen beide Holz und setzten es in Haufen zusammen. Sie begegneten sich wohl hin und wieder einmal, und bei einer solchen Begegnung ließ Öyvind die schwermütigen Worte fallen: „Ein Häusler hat doch ein mühseliges Leben.“ — „Er wie andre!“ entgegnete der Vater, spie in die Hand und griff wieder zur Axt. Als der Baum gefallen war und der Vater ihn auf den Haufen hinaufzog, sagte Öyvind: „Wenn du ein Hofbesitzer wärst, würdest du dich nicht so abmühen.“ — „Ach, dann gäbe es sicher andres, was auf mir lastete!“ — Er griff mit beiden Händen zu. Die Mutter kam mit dem Mittagessen zu ihnen hinauf; sie setzten sich. Die Mutter war fröhlich, sie saß da und summte eine Melodie vor sich hin und schlug die Füße aneinander im Takte. „Was willst du werden, wenn du groß bist, Öyvind?“ sagte sie plötzlich. — „Für einen Häuslersohn gibt es nicht viele Wege,“ erwiderte er. — „Der Schulmeister sagt, du müßtest aufs Seminar,“ sagte sie. — „Gibts da Freistellen?“ fragte Öyvind. — „Die Schulkasse bezahlt,“ versetzte der Vater und aß weiter. — „Hast du Lust dazu?“ fragte die Mutter. — „Ich habe Lust, etwas zu lernen, aber nicht, Schulmeister zu werden.“ — Sie schwiegen alle drei eine Weile; sie summte wieder eine Melodie vor sich hin und sah zu Boden. Öyvind aber ging fort und setzte sich für sich allein.

GENRE
Romans et littérature
SORTIE
2016
18 février
LANGUE
DE
Allemand
LONGUEUR
213
Pages
ÉDITIONS
Library of Alexandria
TAILLE
427,5
Ko

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